Vermutlich bei weitem das von den meisten Geheimnissen umwobene Volk der Leuenmark. Kaum etwas ist von diesen weiß gewandeten, gehörnten Geschöpfen bekannt und sie selbst sprechen so gut wie nie über sich oder ihre im Dunkeln liegende Vergangenheit. Als sie das erste Mal in der Siedlung Greifenhain erschienen wurde sofort offensichtlich, dass sie nicht nur sehr gleichmütig, sondern vielmehr tatsächlich völlig emotionslos zu sein scheinen, was eine immens entnervende Wirkung auf die Gefolgsleute von Richard Solingen hatte, die hier während ihrer Rettungsmission lagerten. Dabei verfügen die Pan über ein unfassbares Wissen und eine unglaubliche Macht in der Zauberkunst, die sie für normale sterbliche Geschöpfe schier unantastbar macht. Manche Gelehrte mutmaßen, die Pan seien der Welt bereits so weit entrückt, dass sie kurz davor stünden, ihre Körper hinter sich zu lassen und zu reinen Wesenheiten des Äthers zu werden!

Umso mysteriöser, als nach Einbruch der Dunkelheit dann stets nachtschwarze, böswillige und tyrannische Geschöpfe nahe der Siedlung Greifenhain auftauchten, die sich als „dunkle Brüder“ der Pan bezeichneten; diese Wesen waren alle männlich, während die bei Tage angetroffenen Pan ausnahmslos weiblich gewesen waren. Allerdings trafen einige der Mannen unter Führung von Richard Solingen in einem uralten Grabmal dann auf einen Pan-Eremiten namens Hsiandaloor, der wiederum neue Rätsel und Fragen aufwarf; scheinbar hatte dieser weise Pan bereits vor den Ahnenkriegen gelebt und sich während diesem kataklysmischen Konflikt aus den Belangen seines Volkes in die selbst auferlegte Einsamkeit zurückgezogen.

Ein wenig Aufschluss über dieses seltsame Volk und seine ebenso merkwürdigen Verhaltensweisen vermag immerhin das „Buch Pan“ der Elia-Novizin Kunigunde Klagewohl geben, welches sie nahe dem Greifenhain im Beisein einer ungewöhnlichen Pan namens Madaya an einem Ort namens „Verwunschener Hain“ verfasst hatte. Hier steht auch zu lesen, dass alle Pan den Status der Göttlichkeit anstreben würden und dass die drei einzigen Gottheiten dieser Wesen in der Tat früher Pan gewesen sein sollen...

Dieses Volk der Leuenmark zieht in losen Stammesverbänden durch die Lande und die einzelnen Stämme liegen in ständigen Blutfehden und Kriegen miteinander. Dies ist für die Neuankömmlinge wahrhaftig ein großes Glück, denn wie sich relativ rasch herausstellte sind die Kodros wirklich nur noch äußerlich mit Menschen verwandt und das Blut von Dämonen fließt in ihren Adern. Während eines großen Konflikts in der Vergangenheit – der offenbar als die „Ahnenkriege“ in die Geschichte dieses Landstrichs eingegangen ist – machte sich die Pan dabei wahre Heerscharen von Dämonen untertan um sich in einem schrecklichen Bruderkrieg zu zerfleischen.

Die Kodros waren zu schwach um sich den marodierenden Kreaturen zu widersetzen, also verbündeten sie sich und schlossen einen verhängnisvollen Pakt mit ihnen! Dies hatte aber zur Folge, dass Dämonen und Menschen sich bald schon auf ganz und gar widernatürliche Art und Weise vereinten zu dem Volk, das heutzutage blutrünstig die Leuenmark durchstreift und dabei List und Heimtücke ebenso wie nackte Gewalt nutzt, um Opfer für seine dämonischen Götzen zu erhaschen und auf dem Altar des alten Blutpaktes zu opfern...

Dabei scheint jeder Stamm einen anderen Dämonengötzen zu verehren und je mehr und mächtigere Opfer diesem dargebracht werden, desto stärker und einflussreicher wird auch der jeweilige Kodros-Stamm und dessen Herrscher! Einer der wenigen namentlich bekannten und machtvolleren Dämonengötzen ist Xevassa, der auf den Ruf seiner getreuen Diener und Sklaven hin seine dämonischen Schergen entsandte und die Expedition von Karl-Konstantin von Kulter förmlich überrannte und nahezu auslöschte. Bei der späteren Schlacht gegen den Rettungstrupp unter Richard Solingen hatten die hinterlistigen Kodros dann deutlich weniger Erfolg und mussten schlussendlich eine empfindliche Niederlage hinnehmen...

Bereits bei der kurzen Reise durch das neu entdeckte Gebiet der Leuenmark bis zur Siedlung Greifenhain wurde es offenkundig, dass die Expedition des Freiherrn von Kulter aufmerksam aus dem Schatten der dichten Wälder heraus beobachtet wurden. Doch selbst den erfahrensten Kundschaftern gelang es in der Folge nicht, jene Geschöpfe ausfindig zu machen, welche immer wieder – nur undeutlich und fast unsichtbar – zwischen den Bäumen in der Wildnis auftauchten. Bisher ist nur klar, dass es sich um diese zurückgezogen lebenden Wesen um ein Elfenvolk handeln muss, das aber völlig anders als alle jene Elfen zu sein scheint, die bisher im Königreich und den umliegenden Landen erschienen waren! Die Pan waren in dieser Hinsicht ebenfalls keine große Hilfe und äußerten sich stets nur ausweichend, was die Silenis angeht und bis zum heutigen Tage haben diese Elfen – die von den ersten Siedlern sogleich als „Wildelfen“ bezeichnet wurden – sich nicht öffentlich gezeigt.

Allerdings gab es wohl einige nicht näher belegte kurze Kontakte mit diesen in völliger Zurückgezogenheit lebenden Elfen und natürlich kamen dadurch unzählige Gerüchte über sie in Umlauf; jedenfalls scheint es sich so zu verhalten, dass die Silenis ebenfalls von den „Ahnenkriegen“ arg in Mitleidenschaft gezogen und ihre Körper, ihr Wesen und ihr Verhalten davon stark geprägt worden sind! Bekannt ist nur, dass Dornen aus ihrer blutenden Haut wachsen und sie sich mit mysteriösen Symbolen bemalen, was ihnen natürlich sogleich ihre neuen Spitznamen „Dornenelfen“ oder „Blutelfen“ eingebracht hat.

Niemand weiß genau, ob sich diese scheuen Geschöpfe als wertvolle Verbündete oder erbitterte Gegner in der hart umkämpften Leuenmark herausstellen werden...

Noch scheuer und noch mysteriöser als selbst die Silenis sind diese bizarren, vogelartigen Wesen mit annähernd menschlichem Körperbau, die ebenfalls in den dichten Wäldern der Leuenmark leben und deren Nester hier bereits mehrfach entdeckt worden sind. Diese Kreaturen scheinen glänzende Gegenstände über alles zu lieben, jedenfalls waren ihre kunstreich hergestellten Nester stets voll von wertvollem Schmuck ebenso wie glitzerndem und wertlosem Plunder...

Rorax bewegen sich seltsam abgehackt und ruckartig und scheinen von einer beeindruckenden Intelligenz zu sein, die weit über tierische Instinkte hinaus geht. Scheinbar sind es Einzelgänger, die nur manchmal in kleineren Gruppen beisammen leben. Dabei schmücken sich die Rorax im wahrsten Sinne des Wortes gerne „mit fremden Federn“; da sie selbst ein relativ farbloses Federkleid besitzen, sammeln sie offenbar bunte Federn anderer Vögel, um diese dann als Schmuck zu verwenden.

Angeblich sind diese merkwürdigen Kreaturen mit den Gorgoros verfeindet, jedenfalls konnten bereits mehrfach von Kundschaftern heftige Kämpfe zwischen diesen Völkern beobachtet werden...

Scheinbar sehr kaltblütig veranlagte Angehörige eines echsen- oder schlangenartigen Volkes, das sich tief in die ausgedehnten Sümpfe und Moore der Ebenen in der Leuenmark zurückgezogen hat. Bisher haben nur einige wenige Kundschafter diese unheimlichen Geschöpfe erspähen können, die offenbar jeglichen Kontakt mit Menschen zu meiden scheinen!

Die glänzenden Leiber der ominösen Gorgoros sind mit unzähligen Schuppen bedeckt und sie sind wohl hervorragend an das Leben und die Herausforderungen in den nicht ungefährlichen Sumpfgebieten angepasst. Es bleibt abzuwarten, ob und wann diese Geschöpfe – die laut den Aussagen der Kundschafter tief in den Sümpfen auch in einfachen Behausungen in größeren Gruppen beisammen leben sollen – sich den Neuankömmlingen in der Leuenmark gegenüber offenbaren...

Der wahre Name dieses Volkes ist nach wie vor nicht bekannt, allerdings wurden sie von den ersten Siedlern nach den böswilligen Alben des Königreiches Löwentor „Blutkappen“ oder „Rotkappen“ genannt, da sie ebenso wie diese die widerwärtige Eigenart besitzen, ihre stinkenden Gewänder im Blut ihrer erschlagenen Opfer zu färben! Manche behaupten sogar, die Blutkappen wären den Menschen einfach hierher in das neue Land gefolgt...

In der Tat waren diese abstoßend hässlichen und tierhaft wirkenden Bestien die ersten Lebewesen, welche in größerer Zahl und offenkundig zusammenhängenden Gruppen in der Leuenmark erspäht wurden und später dann auch sogleich daran gingen, die neu angekommenen Siedler im provisorischen Lager namens Greifenhain zu attackieren. Auch wenn Blutkappen scheinbar nur eine mäßige Intelligenz aufzuweisen, scheinen sind sie überaus verschlagen und grausam zu sein und finden eine diabolische Freude daran, Gefangene zu machen und diese über Stunden und Tage hin zu quälen, ehe sie letzten Endes dann getötet werden.

Zum Glück für die Neuankömmlinge in der Leuenmark ist dieses Volk – dessen Angehörige obendrein auch noch erstaunlich widerstandsfähig zu sein scheinen – nicht wirklich eine Gefahr für größere oder befestigte Ansiedlungen, da es den Blutkappen scheinbar an echter taktischer Vorgehensweise mangelt und sie es bevorzugen, heimlich und aus dem Hinterhalt zu attackieren! Außerdem bevorzugen sie es, zahlenmäßig unterlegene Gruppen in der Wildnis anzugreifen, in der sie sich gut auszukennen scheinen; manche Gelehrte vermuten mittlerweile, dass Blutkappen an gewissen Orten tatsächlich über besondere Kräfte und Fähigkeiten verfügen.

Blutkappen verehren merkwürdige Kreaturen, die sie wohl als Götter ansehen; nahe dem Greifenhain wurde ein unseliger Schrein zu Ehren eines solchen Wesens gefunden und nach heftigem Kampfe zerstört. Dies hatte wohl einen vernichtenden Einfluss auf diese Kreaturen, die sogleich offenkundig an Macht und Stärke verloren und fürderhin die Verteidiger der Siedlung in Frieden ließen. Allerdings wurde durch die entsandten Kundschafter mittlerweile verkündet, dass Blutkappen im gesamten Gebiet der Leuenmark ihr Unwesen treiben und die Gefahr durch sie daher natürlich noch lange nicht gebannt ist...

Der Gott Solis half laut der Geschichte dem ersten König Theodorus bei seinem schon verloren geglaubten Kampf gegen die Wildorks, indem er ihm die vier Reliquien der Macht zum Geschenk machte: Den Kelch, den Harnisch, das Schwert und den Schild. Unter dem Banner des goldenen Löwen, der Theodorus damals am legendären Löwentor erschienen war, errang der spätere König einen entscheidenden Sieg gegen die Horden der Grünhäute! Theodorus schwor nach seiner Krönung, Solis und seinen göttlichen Gefährten jenen Platz im Königreich und in den Herzen des Volkes einzuräumen, den sie verdienten. Dieser Gott wird meist als goldener Löwe mit einem stilisierten Flammenkranz als Mähne oder als hochgewachsener Krieger in glänzender Rüstung dargestellt.

Solis verkörpert die Tugenden der loyalen und standhaften Krieger der Leuenmark, ihren Mut, Tapferkeit, Ehre und Stärke selbst im Angesicht einer unüberwindbar scheinenden Übermacht von Feinden! Die größten Heiligtümer und berühmte Pilgerstätten für Gläubige dieses ehrenhaften Gottes sind der große Tempel in der Hauptstadt Leonbrand – die Goldene Halle – sowie der Leuenstein und natürlich nicht zuletzt das Löwentor selbst. Das Volk Löwentors und der Leuenmark glaubt fest daran, dass es unter dem Banner des goldenen Löwen niemals einem Feind unterliegen wird.

Als Gemahlin von Solis genießt die Göttin Gora ein sehr hohes Ansehen im ganzen Königreich und natürlich vor allem bei den Frauen, die sich bei allen ihren tagtäglichen Sorgen voller Vertrauen an diese Gottheit wenden! Im Gegensatz zu Solis gibt es kaum große Tempel zu Ehren von Gora, dafür aber unzählige kleine Schreine überall im Land, in denen Priesterinnen ihre Arbeit verrichten. Hier finden sich auch die Darstellungen der Göttin in Form von Statuen, die fast immer als schöne Frau mittleren Alters dargestellt wird, die zwischen ihren Händen eine lodernde Flamme beherbergt und zu deren Füßen eine große Katze kauert. In diesen Schreinen sind daher meistens auch unzählige Katzen zu finden, da dieses Tier der Gottheit als heilig gilt.

Auch in den Hausnischen der einfachen Landbevölkerung des Königreiches ist ein kleiner Schrein zu Ehren Goras mit Abstand am häufigsten zu finden. Kein Wunder, denn sie ist die Schutzherrin der Familie und des Heims und sie sorgt dafür, dass selbst in der kältesten Stunde die Flamme des wärmenden Herdfeuers nicht erlischt und daher die Flamme des Lebens ebenfalls weiterlodern kann!

Es gibt nur weibliche Priesterinnen der Göttin, so wie es den alten Schriften nach schon jeher der Brauch war. Der höchste Feiertag zu ihren Ehren hat keinen festen Jahrestag, denn er wird immer dann von Familie und Angehörigen vollzogen, wenn ein gesundes Kind zur Welt gekommen ist! Ebenso wie Elia – die Tochter von Gora und Solis – hat diese Gottheit einen festen Platz in den Herzen der guten Menschen Löwentors und der Leuenmark, auch wenn sie keine Hilfe im Kampfe verspricht, so ist sie doch immer dann für die Menschen da, wenn Leid und Not am größten und unerträglichsten scheinen…

Gleichberechtigt neben der Göttin Gora muss sogleich Elia genannt werden, die im Herzen des Volkes einen fast ebenso hohen Stellenwert und Ansehen genießt wie diese. Elia wird in eher bescheidenen Schreinen und kleineren Tempeln am Wegesrand als junge Frau mit langem, wallenden Haar und gütigem Lächeln dargestellt, die von Blumen umrankt wird.

Doch gilt die Natur dieser Göttin als besonders heilig und daher finden fast alle Feste zu ihren Ehren – wie etwa der Blütentag im Frühling – eher an Weihern im Wald, klaren Bächen oder an großen, alten Bäumen statt als in der kalten Umgebung eines steinernen Gebäudes! Im Gegensatz zu den meisten übrigen Göttern – sieht man von Solis und Gora vielleicht einmal ab, die den Legenden nach gerne im Schlachtengetümmel erscheinen, um den Menschen beizustehen – ist Elia angeblich sehr oft unter dem Volk unterwegs, auch wenn die Menschen sie dann nicht erkennen können. Denn die Göttin der Fruchtbarkeit bevorzugt es, unerkannt in Tiergestalt durch Wälder und Felder zu streifen und das Treiben ihrer Schutzbefohlenen zu beobachten – daher wird im Königreich kein Tier erlegt, ehe nicht zuvor ein kurzes Stoßgebet zu Ehren von Elia gesprochen worden ist.

Tatsächlich ist Elia vermutlich jene Gottheit, die vor allem vom einfachen Volk Löwentors und der Leuenmark am meisten verehrt wird, da sie im Wechsel der Jahreszeiten immer irgendwie deutlich sichtbar unter ihnen weilt.

Wie nicht anders zu erwarten gibt es für den Gott Furo keine offiziellen Schreine oder Tempel, denn obwohl diese Gottheit natürlich ebenso zum Götterkult des Königreiches gehört, sind seine Methoden und Verhaltensweisen alles andere als ehrenhaft. Furo ist in den dunklen Gassen der Städte zu finden, oder an anderen, verborgenen Orten, wo er auch heimlich – aber dennoch voller Respekt – von eher zwielichtigem Volk angebetet wird.

Es halten sich auch standhaft die Gerüchte, dass wohlhabende und besonders einflussreiche Kaufmannsfamilien in ihren prachtvollen Häusern und Palästen gerne sehr prunkvolle Schreine zu Ehren dieser Gottheit besitzen, die ihnen Glück bei ihren Geschäften bringen sollen! Wegen seiner heimlichen und spitzbübischen Art wird Furo oft in Gestalt des pfiffigen Fuchses dargestellt. Vor allem das fahrende Volk Löwentors und der Leuenmark, sowie natürlich alle Beutelschneider, Falschspieler, Betrüger, Diebe und ähnliches liederliches Gesindel huldigt der Gottheit, damit die Obrigkeit ihre Umtriebe möglichst nicht bemerkt und sie nicht in einem kalten Kerker landen.

Allerdings gibt es noch einen anderen Gesichtspunkt, den man im Zusammenhang mit dieser Gottheit nicht ignorieren sollte: Denn beim großen Kampf der Götter gegen den abtrünnigen Taros war es angeblich Furo, der mit Hilfe einer List den Herrn der Skorpione letzten Endes überwinden konnte – so kommt es, dass nicht nur das Volk, sondern sogar die übrigen Götter Furo großen Respekt entgegen bringen! Furo ist zwar ein listiger und eher zwielichtiger Gott, dennoch würde er niemals wirklich böse Taten gutheißen und Mord oder ähnlich üble Taten sind ihm und seinen treuen Anhängern und Priestern ganz und gar zuwider…

Die weise Göttin Uru ist die Schutzpatronin aller jener Personen, die das Wissen hoch schätzen und über die Äonen für die Nachwelt zu retten trachten. Zu ihr beten alle Schriftgelehrten und Schreiber und in ganz Löwentor verteilt finden sich viele große und prachtvolle Tempel zu ihren Ehren, denn die Wahrung des Wissens liegt vor allem den gelehrten Menschen sehr am Herzen.

Der größte Tempel der Gottheit liegt natürlich – wie könnte es auch anders sein – im Kloster Numen, dem berühmtesten Hort des Wissens des gesamten Königreiches. Von allen Göttern ist dabei aber über Uru mit Abstand am wenigsten bekannt, was ihren Ruf als „die Geheimnisvolle“ nur noch weiter unterstreicht! Immerhin weiß man von ihr, dass sie zusammen mit Furo es vollbrachte, den rebellischen Gott Taros niederzuwerfen, wo die anderen Götter mit all‘ ihrer Macht gescheitert waren. Uru war es dann auch, die den Roten Gott in sein Traumgefängnis verbannte, wo er auf ewig verweilen soll, bis die Zeit selbst zu existieren aufhört…

Das dieser Gottheit heilige Tier ist die Eule, die in ganz Löwentor und der Leuenmark als mindestens ebenso geheimnisvoll und mysteriös gilt wie Uru selbst. Allerdings ist Uru keine Göttin für das gemeine Volk und hier ist ihre Anbetung daher auch kaum anzutreffen – nur Gelehrte, Schreiberlinge und manche Zauberkundige huldigen ihr in dem Maße, wie es ihr vermutlich gerecht wird. Neben den Tempelanlagen in den großen Städten findet sich ihr Abbild daher fast nur in den kleinen Schreinen der Schreibstuben in Klöstern und Akademien.

Es heißt auch, dass Uru die Herrin der Träume sei und es daher allein in ihrer Macht liegen würde, jemandem gute oder schlechte Träume zu bescheren. Falls diese Träume allzu schrecklich sein sollten, so ist dies meist ein verborgener Hinweis auf eine nicht gesühnte Schuld eines Menschen und nur der Rat eines Uru-Priesters und die anschließende Buße können diesen Zustand beenden.

Ariun genießt beim gesamten Volk des Königreiches ein großes Ansehen und jedermann ist völlig bewusst, dass diese Göttin die letzte Begleiterin eines jeden Menschen sein wird, wenn er dereinst seinen Weg ins Totenreich antreten wird. Und natürlich möchte dabei niemand vom Pfad abweichen oder den Zorn der ansonsten so sanftmütigen Ariun auf sich ziehen, weil er im Leben zu sehr gesündigt oder Unrecht getan hat!

Diese Göttin wird als unirdisch schöne Frau mit unnatürlich langen, schwarzen Haaren beschrieben, die aus einem Nebelstreif ans Lager der Sterbenden tritt, um sie mit ihrem sanften Lächeln und einem Wink mit ihrer Hand mit sich zu nehmen in ein Leben jenseits von Schmerz und Qual. Es heißt, die Berührung der Göttin lindert jeden Schmerz und jede Angst vor dem Tode. Wen wundert es da noch, dass es unzählige Gebete zu Ehren von Ariun gibt und selbst die Priester der übrigen Gottheiten ihr eine beachtliche Ehrerbietung entgegenbringen? Wenn es um die Göttin der Nachwelt geht, sind auch die eher fanatischen Solis-Priester sich einig und werden plötzlich sehr kleinlaut und demütig: Auch sie müssen mit ihr den letzten Weg beschreiten und nicht einmal Solis wird sie dann schützen können, falls sie in ihrem Leben zu oft gefehlt haben…

Der größte Tempel Ariuns liegt in der Festung Rabenhof, wo auch die Ordenskrieger dieser Göttin – die sogenannte Rabengarde – und ihre Paladine ausgebildet werden. Sie befinden sich im ewigen Kampf gegen die Mächte der schwarzen Magie, die unsägliche Nekromanten und Schwarzmagier dazu nutzen, um Tote wieder zu beleben. Daher sind diese Mächte auch die erklärten Todfeinde sowohl der Paladine wie auch der Priester und Ordenskrieger der Göttin der Nachwelt…

Die Göttin Xaria wurde vor langer Zeit aus dem Götterkult des Königreiches verbannt und darf daher nicht mehr angebetet werden, was allerdings einen kleinen Kreis von Priesterinnen – die sogenannten Xarianen – nicht davon abhält, dies weiterhin heimlich zu tun. Sie hoffen darauf, dass eines Tages ihre Herrin wieder zusammen mit den übrigen Gottheiten ganz offiziell in Löwentor und der Leuenmark angebetet werden darf. Es gibt außerdem nicht wenige Söldner und Soldaten, die zu Xaria beten, denn sie gilt als die Göttin, die eine unglaubliche Wut und daher eine immense Kampfesstärke in einem Menschen hervorrufen kann, daher ist ihre Hilfe bei einer Schlacht nach wie vor gern gesehen.

Beschrieben wird Xaria als dunkle Kriegerin mit grimmigem, aber schönem Antlitz mit entrücktem und traurigen Blick, die eine schwere Rüstung trägt und um deren Schultern sich gewaltige Schlangen winden. An ihrer Seite trägt sie das mächtige Schwert Alkarast - die Schlangenklinge – die sie dereinst im Kampf der Götter gegen ihren einstigen Gefährten Taris nicht gezogen hat – weder im Kampf gegen den Roten Gott, noch gegen die anderen Gottheiten. Wo der Gott Solis die Ehre, Tapferkeit und Mut selbst im Angesicht eines übermächtigen Feindes verkörpert, steht Xaria für die dunkle und schreckliche Seite des Krieges und der Schlacht und unnötiges Blutvergießen und der unbarmherzige Schlachtenrausch sind der Königin der Schlangen angeblich heilig.

Sie kennt keinerlei Gnade für ihre Feinde und als das Königreich einst gegründet wurde, galten die Priesterinnen der Xaria als schreckliche Kriegerinnen, denen ihr eigenes Leben und Wohlergehen völlig gleichgültig waren und daher unter den Grünhäuten – die damals gegen die Menschen in den Krieg gezogen waren – fürchterlich wüteten. Allerdings gibt es nur sehr wenige Niederschriften zu dieser Göttin, denn die Priesterschaft des Königreiches hat über viele Jahrzehnte hin meist erfolgreich versucht, die Folianten und Aufzeichnungen, in denen etwas über sie geschrieben steht, zu vernichten oder zumindest zu verbergen.

Dennoch ist die Königin der Schlangen niemals ganz aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden, zu faszinierend ist ihre Verkörperung vom Grauen und dem Schrecken einer Schlacht, zu eindeutig ihre dunkle Rolle als unbesiegbare Kriegerin. Dennoch gibt es auch von Xaria eine andere, verborgene Seite, die unter anderem in den „Chroniken der Schlange“ – einem verbotenen Buch der Xarianen – zu finden ist. Angeblich haben viele Soldaten der Rattenkriege sie kurz vor dem Tode auf dem Schlachtfeld erblickt, wie sie mutigen, aber hoffnungslos unterlegenen Kämpfern zur Hilfe geeilt sein soll: Mit ihren flammend roten Haaren, in schwerer Rüstung, mit dem gezackten Schwert aus Mythen und Legenden und zu ihren Füßen ein wahrer Teppich von Schlangen, so ist sie angeblich erschienen und hat viele Menschen mit ihrem unbarmherzigen Kampfgeschick gerettet! Wirklich berechenbar ist an Xaria eben wirklich nur ihre Launenhaftigkeit…